Fällt Ihnen das Neinsagen in manchen Situationen schwer, weil Sie z.B. befürchten, damit die Sympathie des Gegenübers zu verlieren oder sich in einer entstehenden Diskussion evtl. nicht durchsetzen zu können? Denken Sie, dass sie als schwach gelten, wenn sie nicht alle Anforderungen bewältigen wollen? Wenn Sie eine dieser Fragen mit “ja” beantworten, befinden Sie sich in guter Gesellschaft.
Hinter diesen Befürchtungen stecken häufig persönliche Glaubenssätze, die beinhalten, es allen Recht machen oder perfekt oder stark sein zu müssen. Diese Annahmen führen dann dazu, dass Sie ja sagen, obwohl Sie nein meinen. Kurzfristig hat dieses unauthentische Ja Vorteile, da Ihre Befürchtungen vermutlich zunächst nicht eintreffen. Langfristig ergeben sich jedoch häufig folgende Nachteile:
- Sie überschreiten Ihre eigenen Grenzen.
- Ihre eigenen Bedürfnisse werden nicht erfüllt.
- Sie erleben Überlastung und Stress.
- Sie sind evtl. wütend auf das Gegenüber, das „Ihre Grenzen überschreitet / Sie ausnutzt / überlastet“.
- Durch häufiges „Ja“ entstehen zu viele Aufgaben, die Sie nicht rechtzeitig oder nicht zufriedenstellend erledigen können. Dadurch erhalten Sie negatives Feedback, also genau das, was Sie bei einem „Nein“ befürchtet haben und durch Ihr „Ja“ vermeiden wollten.
Viele der zugrundeliegenden Befürchtungen erweisen sich als unbegründet. Langfristig fördern und stabilisieren Sie Ihre Beziehungen damit, wenn Sie ja sagen, wenn Sie ja meinen, und nein sagen, wenn Sie nein meinen. Sie sind damit verlässlich. Menschen, denen das Neinsagen sehr schwer fällt, bürden sich meist viel zu viel auf. Das überlastet sie nicht nur selbst, sondern führt auch dazu, dass sie gar nicht alle Zusagen einhalten können. Am Ende ist das Gegenüber dann durch ein unehrliches Ja vermutlich viel mehr verärgert als über ein ehrliches Nein.
Ein authentisches Nein hat langfristig viele Vorteile, auch wenn es anfangs vielleicht etwas Überwindung kostet:
- Sie sind sich Ihrer eigenen Gefühle und Bedürfnisse mehr bewusst.
- Sie gehen wertschätzender mit sich selbst um.
- Sie stärken Ihr Selbstwertgefühl.
- Sie übernehmen Verantwortung für Ihr eigenes Leben und die Erfüllung Ihrer eigenen Bedürfnisse.
- Andere erhalten die Chance, Sie zu sehen, wie Sie wirklich sind, und erleben Sie als authentische Person.
Ein respektvolles Nein formulieren
Wenn Ihnen das Neinsagen manchmal schwerfällt, können Ihnen die folgenden Tipps helfen. Ein klares und respektvolles Nein lässt sich anhand von vier Schritten formulieren:
- Benennen Sie das Anliegen des Gegenübers und wertschätzen Sie ggf., dass sie/er damit an Sie herantritt.
- Formulieren Sie ein klares Nein, benennen Sie dabei die konkrete Situation (jetzt, heute, …) ohne Verallgemeinerungen. Drücken Sie ggf. Ihr Bedauern aus, wenn dieses echt ist. Unterstützen Sie Ihr Nein mit einer aufrechten und offenen Körperhaltung, Blickkontakt, fester Stimme und angemessener Lautstärke.
- Nennen Sie die Begründung für Ihr Nein und sprechen Sie dabei auch die Bedürfnisse aus, die Sie sich mit dem Nein erfüllen.
- Formulieren Sie einen möglichst positiven Abschluss, bedanken Sie sich für das Gespräch, wünschen Sie Erfolg bei der Lösung, machen Sie Freude über die Akzeptanz deutlich. Wenn Sie ein Angebot machen oder eine Alternative aufzeigen wollen, dann ist hier der Platz dafür.
Mit dieser Art der Formulierung gehen Sie auch auf Ihr Gegenüber ein, ohne von Ihrem Nein abzuweichen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Nein akzeptiert wird.
Wünschen Sie sich weitere Hilfe? Wir haben eine Reihe von 1-2-tägigen Formaten, die Sie bei der Formulierung eines klaren „Neins“ unterstützen. Sprechen Sie uns einfach an!
Autorin: Nicole Wendisch